logo
Beitrag zum Thema Wirtschaft
Der Wahnsinn mit den Blumen aus Kenia und Südamerika
Bild vergrößern
Sie kaufen beim Discounter wie Netto-Marken-Discount oder Lidl oder gar Penny? Dann kennen Sie sicher die Pflanzentreppe wo Sie Unmengen an Tulpen oder Rosen zu 1,99 vorfinden. Diese Pflanzen werden meist unter härtesten Bedingungen in Kenia oder Südamerika erzeugt. Kurz nach der Ernte beginnt der Wahnsinn allerdings in vollen Zügen. Dieses leicht verderbliche Gut wird per Flugzeug meist nach Holland geflogen. Der Kerosin Aufwand ist gewaltig. Es grenzt an Umweltverschmutzung und Verbrauch von Ressourcen die ihres gleichen sucht. Oft werden hier auch ältere Flugzeuge eingesetzt. Diese transportierten Passagiere in den 80ern oder früher. Oft werden Flugzeuge vom Typ Boeing 747 eingesetzt. Der Verbrauch liegt bei 4,00 Liter Kerosin in der Sekunde. Jede Minute werden in etwa 240 Liter Kerosin verfeuert. Ein Flug von Kenia nach Amsterdam dauert um die 8 Stunden. Somit ist ein Verbrauch von 115000 Litern Kerosin in die Atmosphäre eingetreten. Damit aber nicht genug. Ein Großteil der Pflanzen überlebt den Flug nicht oder wird beim Discounter nicht verkauft. Vermutlich kommen 30% der Pflanzen vor Verbrauch in den Hausmüll. Bei Obst und Früchten liegt die Quote wie in etwa bei Erdbeeren aus Südafrika um ein vielfaches höher. Wenn man nun diesen Wahnsinn mit der zivilen Luftfahrt vergleicht, wird man das Gefühl nicht los, das man die Bevölkerung in der Bundesrepublik verarscht mit Ticketsteuer und Ökoabgaben. Aber Discounter dürfen wie böse Zungen behaupten alles hierzulande. Es wird gesagt, dies sei gewollt, damit die deutsche Autoindustrie Ihre PKW hierzulande zu den mit Abstand höchsten Preisen weltweit absetzen kann. Der Michel macht es ja mit.

Seit dem 1. Januar 2011 muss jeder, der einen Flug von einem deutschen Flughafen aus bucht, je nach Flugentfernung 25 bis 45 EUR Ticketsteuer bezahlen. Nachdem die Luftfahrt von einer Besteuerung durch die Ökosteuer ausgenommen war, die Fliegerei jedoch als die anerkanntermaßen unökologischste Form der Fortbewegung gilt, wurde nach jahrelangen Diskussionen nun diese Form der Besteuerung gewählt. Es handelt sich dabei um einen nationalen Alleingang, und die deutschen Fluggesellschaften bemängeln, dass ihnen diese Form der Besteuerung einen Wettbewerbsnachteil einbringt. Wie dem auch sei, diese Besteuerung wird erhalten bleiben, bis der Emissionshandel auch auf die Luftfahrt zugreift. Dann wird man sehen...

Ähnlich wie die Ökosteuer, so soll auch die Ticketsteuer suggerieren, dass man zwar durch sein Verhalten die Umwelt belastet indem man Auto fährt und fliegt, dass aber Vater Staat einem netterweise die Gelegenheit gibt, sein Gewissen zumindest ein wenig zu entlasten, indem man dafür besondere Steuern entrichtet. Doch weder wird dadurch die Umwelt entlastet, noch fließen die so gewonnenen Einnahmen gezielt in Umweltprojekte. Da nämlich Steuereinnahmen generell nicht zweckgebunden sind, werden die Einnahmen aus der Ökosteuer zur Aufbesserung der Rentenkassen genutzt. Nicht, dass das überflüssig wäre, aber einen sachlichen Zusammenhang gibt es dabei nicht.

Ist der ökologische Gedanke also nur ein politisches Feigenblatt? Um im Reich der Botanik zu bleiben, folgendes Beispiel: Mag der Winter in Mitteleuropa auch noch so grimmig sein, beim Discounter um die Ecke bekommt man für 1,99 EUR Schnittblumen aus dem sonnenverwöhnten Kenia. Kein holländisches Gewächshaus kann bei diesem Preis mithalten! Dabei stelle man sich vor: Hier musste ein Boden vorbereitet und Blumenzwiebeln gesteckt werden. Schädlinge müssen fern gehalten und die Blumen schließlich geschnitten werden. Der Transport zum Flughafen, mit dem Flieger nach Europa und in die Geschäfte muss sehr schnell gehen, denn die Blumen halten ja nicht ewig. Trotz aller denkbarer Zwischenhändler ist davon auszugehen, dass der deutsche Discounter an dem Geschäft immer noch verdient. Warum ist das erlaubt? Aus ökologischer wie auch aus sozialer Sicht ergibt sich hier schließlich ein überaus düsteres Bild. So sollten auf dem Acker in Kenia vielleicht besser Nahrungsmittel angebaut werden als Blumen, für deren Aufzucht gewiss nicht an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln gespart wurde. Auch von einem immensen Wasserverbrauch ist wohl auszugehen. Und die eingesetzten Arbeiter? Wie wenig Geld mag wohl bei dem oben genannten Preis für ihre Löhne übrig bleiben? Können sie damit eine Familie ernähren? Wie viel kriegen sie von der eingesetzten Chemie ab, und mit welchen Folgen? Und schließlich der Lufttransport, ohne den das ganze Geschäft nicht laufen würde. Hier gibt es keinen ökologischen oder entwicklungshilfetechnischen Gedanken mehr, und um Nachhaltigkeit sorgt sich auch niemand. Es geht um Profite und es geht um unsere Dekadenz! Wir wollen Blumen im Winter, ebenso wie Erdbeeren und frische Äpfel. Um uns zu erholen fliegen wir in weit entfernte Länder. In Spanien wollen wir Eisbein essen und auf den Malediven ein kaltes Bier trinken. Wir wollen alles, überall und zu jeder Zeit! Dafür nehmen wir viel Unheil in kauf, oder denken einfach gar nicht darüber nach.

Die Dekadenz ist zum Markenzeichen unserer Gesellschaft mutiert. Wir alle sollten die Überlegung anstellen ob wir Erdbeeren aus Südafrika oder Blumen aus Kenia im Winter benötigen. Auch sollte sich dringend die Politik damit beschäftigen, ob es sinnvoll oder gar Sinn macht den Michel mittels Ökosteuer oder Ticketsteuer abzukassieren und den weltweiten Handel mit Fluggütern freien Lauf zu lassen. Dies ist der komplette Wahnsinn. Und es geht weiter Tag ein Tag aus. Seit einigen Jahren werden selbst T-Shirts und Plastikdosen etc. zum Teil eingeflogen. Dieser Anteil steigt stetig. Die Rente ist uns also sicher so Norbert Blüm und Theo Waigel.
blumen     kenia     südamerika     umwelt     netto     netto-marken-discount     discounter     aldi
08:28:00 - 20.02.2012
© 2012 AllesRechtSo.de - Alle Rechte vorbehalten